Tagträume
Der Traum vom süssen Genuss, vom Schlaraffenland, oder vom Paradies ist mehr und älter als der biblische Traum – es ist eine Art Urtraum der Menschen. Wenn entbehrungsreiche, zum Beispiel hungrige Zeiten, heranbrechen, beflügeln Erinnerungen an vorherige leichte und genussvolle Zeiten den Alltag und erzeugen motivierende Gefühle. Wer diese guten Zeiten fiktiv ausmalt oder überhöht, kann diesen Prozess noch steigern und auch nutzen. Denn: Vorstellungen, Wünsche und Hoffnungen setzen Kräfte frei.
Der siebte Himmel (für einige das Schlaraffenland) und der Garten Eden (das irdische Paradies, aus dem Gott den Menschen vertrieb) sind solch elektrisierende Vorstellungen. Für viele von uns sind diese Orte lediglich Metaphern. Aber es gibt auch Wissenschaftler, die versuchen, den Garten Eden zu lokalisieren. So vermutet zum Beispiel der britische Ägyptologe David Rohl, dass dieser in Arrata lag, einem überaus reichen und fruchtbaren Land. Dieses verortet er im Gebiet von Täbris, der Hauptstadt der iranischen Provinz Ost-Aserbaidschan. Aber auch andere Thesen existieren. So oder so, Paradiesvorstellungen beflügeln weiterhin die Träume der Menschen.
113
Ein Augenblick, gelebt im Paradiese.
Friedrich Schiller (1759 – 1805)